07 December 2006

Pakistan

Zahedan City, wir befinden uns in der verrufensten Region von Iran, dort wo Zivilisten auf Polizisten schießen und Einheimische stolz ihre Drogen präsentieren, ist unser letzter Aufenthaltsort im Gottesstaat. In der Nähe, sind vor 2 Jahren mehrere Touristen auf Fahrrädern, von baluchischen Stammesmitgliedern entführt worden und die allgemeine Lage im Grenzgebiet, wird durch den Drogenschmuggel aus Afghanistan bestimmt. Puh, und dann kommt noch dazu, daß uns jeder hier „very dangerous Pakistan“ verspricht, besonders die ersten 600 Kilometer im neuen Land, sollen eher ungemütlich sein. Seit der Bedrohung durch die Maschinenpistole, bin ich ohnehin etwas übersensibel geworden, wenn es um unangekündigte Annäherung, an unser Gefährt, geht. Mit diesen Voraussetzungen, aber nichtsdestotrotz voller Vorfreude, machen wir uns dann, nach letztem iranischen Volltank, hinter Gitter und langer Warteschlange, auf nach Pakistan. Zur Erinnerung 1l / 8 cent, im Nachbarland das Zehnfache.


Ein wenig angespannt, erreichen wir die Grenze. Der iranische Teil verläuft gewohnt höflich und unproblematisch. Fünf Schritte entfernt, ohne Absperrung, der pakistanische Part; zwei äußerst freundliche Gesichter, die gemütlich ihres Amtes walten, begrüßen uns und ein herzliches Gespräch, endet mit einer umarmenden Begleitung zum Zoll. Dort mindestens genauso behutsam, wird in Kürze der Rest erledigt, wobei ihnen, die Fracht unseres Fahrzeuges, wenig an Bedeutung ist. Überglücklich, von der freundlichen Aufnahme und den ersten Eindrücken, starten wir voll durch. Zuerst mal, auf der rechten Seite der Fahrbahn, doch schnell vom entgegenkommenden Linksverkehr darauf aufmerksam gemacht, ordne ich mich den neuen Begebenheiten ein.

Die erste pakistanische Nacht verbringen wir in einer Polizeistation, jedoch freiwillig, unserer Sicherheit wegen. Ein Flash nach dem anderen; lässig gestylte Cops mit Maschinenpistolen kommen von ihrem Streifzug zurück, mit dabei ein verängstigter Baluchi in Hand und Fußschellen. Anschließend wird nett geplaudert und zu unserer Verwunderung, auf Polizeiseite, eifrig Haschisch geraucht. Welcome to another world. Und am nächsten Tag bemerken wir, daß sich unser Schlafplatz direkt neben schwedischen Gardinen befand.


Quetta
Die erste große Stadt, von Iran kommend, nach Indien ist unbedingt zu vermeiden (siehe österr. Aussenministerum Webseite/Pakistan), wenn man ausgesprochen interesierten und herzlichen Menschen begegnen möchte. Jetzt ist es gewiss; wir sind angekommen im wilden Westen Pakistans. Im Schlepptau, ein deutsches Pärchen, Jan und Esther, die mit einem Getriebeschaden, von uns, aus der Wüstengegend rausgezogen worden sind, tauchen wir ein, in eine Welt voll Trubel und Hektik, umherflitzende Rikschas, dahinter ein altmodischer Eselkarren, der wiederum von einem Kitsch geschmückten Linienbus (das du deinen Augen nicht traust), zur Seite gedrängt wird.

Die Veränderungen finden nicht nur auf visueller Ebene statt, auch die Geschmacksnerven kommen nicht zu kurz. Alle möglichen Gewürze und Leckerein werden angeboten und ein Rundgang am Bazar, erinnert mich an Italien Urlaube, in meiner Kindheit, als ich immer, wegen meiner Auslagen schauenden Mutter stoppen mußte. Diesmal ist es Bernhard (Koch), der bei jeder Gelegenheit anhält, um sich kulinarisch fortzubilden. :-) Die Bewohner, vorwiegend Männer sind zu sehen, tragen fast alle traditionelle Bekleidung, sodaß wir keinem Augenpaar mehr unsere westliche Identität verheimlichen können. Mister, Mister, how are you, hört man aus allen Ecken uns zurufen! So starten wir ein erneutes Tarnmanöver, diesmal aber, wird uns die Verkleidung nicht so recht abgenommen und wir fühlen uns, als wären wir auf dem Weg zu einem Faschingsfest.


Laut Reiseplanung, würden wir uns jetzt, zwecks Indien-Visa, nach Islamabad (Hauptstadt) aufmachen, und der komplette Süden, inclusive Karachi, einer der größten Hafenstädte weltweit, würden wir wahrscheinlich nie mehr zu Gesicht bekommen. Nach Mitteilung der Touristinfo, die Situation habe sich beruhigt, schlägt unser Entdeckerherz bereits für die südliche Megacity und nichts kann uns mehr aufhalten; wir verlassen das pakistanische Hochland und begeben uns, über das historische, fruchtbare Industal, wo uns auf halbem Wege eine Polizeieskorte aufgezwungen wird, nach Karachi.


Karachi
Alfred Hitchcock muß hier gewesen sein, als ihm die Idee zu „die Vögel“ gekommen ist. Auf der Strasse, Lawinen von Mensch und Blech, neben Abfall und Essensständen, nichts außergewöhnliches für eine Stadt dieser Größenordnung, der Blick nach oben aber, läßt einen erstaunen; der Himmel ist übersät mit Raubvögeln verschiedenster Art. Besonders beeindruckend ist die Erscheinung der Aas fressenden Adler, mit einer Spannweite von über einem Meter, kreisen sie über deinem Kopf. Direkt beängstigend.




Nebenbei bemerkt, lassen wir hier unseren geliebten Bus, jetzt endgültig reparieren, denn die Abschleppaktion der Deutschen, hat dem Motor den Rest gegeben. Immerhin 15000 km ohne größere Probleme. Bernhard schenkt einem armen Straßenmechaniker sein Vertrauen, wobei der auch nicht zögert und unser Motor ist im nu herausgenommen und liegt komplett zerlegt, am sandigen Grund. Drei Nächte finde ich nicht richtig zur Ruh, jedoch am vierten Tage wieder runderneuert und gesäubert zusammengebaut, sollte mein Kumpane recht behalten. Der Motor schnurrt wie ein Kätzchen.

Während dieser Zeit lernen wir einen Freund unseres Mechanikers, kennen. Alfred, er ist 47 und war 20 Jahre davon, Heroin abhängig. Ein Importprodukt, der Russenkriegsära aus Afghanistan. Seit 7 Jahren ist er clean und ist dabei, sich ein neues Leben aufzubauen, die pakistanische Gesellschaft macht es ihm jedoch nicht leicht. Nicht verheiratet, ausgestossen von der Familie, bleiben ihm nur wenige gesonnt.

Wir sind begeistert von seinem Optimismus und der Lebensernergie, die ihn voran treibt. Angesteckt davon, werden die engen Gassen und Plätze, Häfen und Gärten, Kirchen und Tempel, auch mal alleine erkundet.

Dabei schockiert es mich einmal, als ich daran denke, daß vor nicht allzulanger Zeit, hier auf offener Straße, Ausländer erschossen wurden. Wieviel Hass braucht es, um so etwas zu vollbringen? Unser Aufenthalt, verläuft dagegen nur positiv. Unter anderem besuchen wir ein Filmvestival und haben die Ehre, geladene Gäste auf einer christlichen Hochzeit zu sein. On the road again, verlassen wir Karachi, eine Mixtour aus Kulturen und Religionen, nach 8 Tagen, zielstrebig, Richtung Weihnachten.


happy m (eat) mmmmmmmmmmhhhhh (uuuuu)

a proud afghani in pakistan

6 Comments:

Anonymous Anonymous said...

Hallo Bernhard und anhang!
Ich sitze hier mit Heide und wir haben gerade eure letzten Iran und euren Pakistan Aufenthalt nachgelesen. Sehr spannend, aber auch gefährlich scheints. Aufpassen also! In jedem Fall wünschen wir euch frohe Weihnachten! Berta-Tante, Heide-Cousine und von der Anna-Cousine auch!

4:52 pm  
Anonymous Anonymous said...

hallo ihr beiden!
sehr gute reiseberichte. machen echt lust auf die länder
wer auch immer die texte schreibt - super geschrieben!

gruß aus dem verschneiten salzburg
Dinko

7:00 am  
Anonymous Anonymous said...

hey Berni!
bekam den link vor einigen wochen weitergeleitet, bin aber erst heute dazugekommen die seite durchzuschaun!.. und nun sitz ich da. ganz versunken in eure berichte..
hätt ich von der reise im vorhinein gewußt, hättets noch meine restlichen rupies zugesteckt bekommen! (so muss ich halt selbst nochmal hin.. ach wie schade!;)
ihr seid die 2ten in meinem bekanntenkreis, die den Mut aufbrachten, die strecke Ö - Indien mit dem Auto anzutreten - erstere fuhren in den 70er Jahren.. ein Vergleich mit damals wär sicher sehr interessant.
wie gehts wie stehts. noch keinerlei probleme mit dem Magen ghabt?
wahrscheinlich werdet ihr euch nach Pakistan dem Luxus eines touristischen Goa hingeben oder doch erst in abgelegenere Gebiete Indiens vordringen?
Fragen über Fragen + in vorfreude auf nächste Lebenszeichen.
hab eine wunderschön spannend und bereichernde Zeit und LG (unbekannterweise) an Andreas. watch your noses und immer schön laut hupen!!
noch a cousine

3:50 pm  
Anonymous Anonymous said...

Hallo ihr beiden Abenteurer!
Wow Pakistan! Mir bleibt die Spucke weg...Falls ihr vielleicht in Indien jemdanden seht, der aussieht wie ich, könnte das auch ich sein ;)
Man kommt sich eh fast banal vor, wenn man einfach ins Flugzeug steigt und einen halben Tag später dort ist, aber mei. tja, dann machts es gut! Lieben Gruß, Eli

4:13 pm  
Anonymous Anonymous said...

He ihr Pakistanischen Crack Nigger,

hört sich ja extrem fad an. also ich für meinen teil geh da echt lieber arbeiten. vielleicht am wochenende ein bisserl skifahren aber das ist ja auch schon soo gefährlich. besser wetten das von der couch aus schauen! ;-)
vü spass und vü witzige erlebnisse,
da max b.

4:55 am  
Anonymous Anonymous said...

jetzt seids ihr wieder dran

3:39 pm  

Post a Comment

<< Home